Reisebericht Jakobsweg

von Almeria auf 06.06.2019

6 Wochen Reisetagebuch

Es ist 6:45 Uhr und die Bahn hat schon den ersten Stop wegen einer Baustelle. Aber ich sollte genügend Zeit haben. Tja, jetzt sitze ich hier im Zug und weiß immer noch nicht, was ich hier eigentlich tue. Vor einigen Wochen bin ich die Deiche bei Dornumersiel rauf und runter gelaufen und hatte mich entschlossen den Jakobsweg zu gehen. Ich lief mir Blasen an der Nordsee. Diese Erkenntnis war für mich der Startschuß für diese Reise. Gerade werde ich vom Bahnschaffner kontrolliert und schon geht die Misere los. Den Coupon als Fahrkarte für mich hatte ich zu Hause liegen lassen. Ich dachte ich bräuchte ihn nicht. Aber genau diesen verlangt er nun. Denn den, den ich dabei habe, muß er behalten. Aber er ist nett, stempelt mir den Flugschein und bestätigt das er das Ticket erhalten hat. Wirkt der Jakobsweg schon? Der Jakobsweg, ja heute morgen, sehe ich zwei Polizisten an einer Landkarte von Europa stehen und just in dem Moment, höre ich wie der eine zum anderen sagt: .....mit dem Motorrad bis nach Frankreich runter....und von dort dann den Jakbosweg entlang.....! Ich bin erstmal sprachlos.


Der Flug war besonders im Anflug übel. Bis kurz vor dem TouchDown schwankte die Maschine immer wieder von rechts nach links. Ich denke, so kann der doch nicht aufsetzen. Erst kurz vor dem Aufsetzen bekommt der Pilot die Maschine ruhig.

Im Flieger sitzt Norbert neben mir, der mich sofort als Pilger erkennt. Meine Stiefel...allerdings auch nicht schwer Pilger hier auszumachen. Etwa die Hälfte der Fluginsassen sind auf dem Weg nach Pamplona. Man sieht die meisten im Bus wieder. Norbert und ich beschliessen die Anreise nach Pamplona gemeinsam zu bestreiten.

Ich sitz im Bus von Bilbao nach Pamplona. Überlandbusse sind hier die öffentlichen Fortbewegungsmittel wie die Bahn bei uns in Deutschland. Bilbao hat mich mit Wolken empfangen. Die Wolken hängen tief. Nordwestspanien ist auf den ersten Blick ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Etwa so wie deutsche Mittelgebirge. Nur die Häuser sehen halt anders aus.

Der Anfang des Jakobsweg

In Pamplona angekommen regnet es in strömen und gewittert. Wir gehen zur Paderborner Albergue um unsere erste Unterkunft einzunehmen. Eine schöne kleine Herberge nur leider voll! Wir sind überrascht. Damit hatten wir nicht gerechnet. Die Herbergsmutter teilt uns mit, daß der „Kerkeling Effekt“ eingetreten ist. Es seine Massen von Pilgern unterwegs. Zusätzlich nutzen die Spanier den Feiertag und seien auch noch unterwegs. Den Pass hinter Pamplona sollten wir erst gar nicht gehen. Ein kleiner schmaler Weg der durch die Regenfälle unpassierbar geworden ist. Wir sollten am nächsten Tag den Bus bis Obanos nehmen und von dort starten. Pamplona ist voll und eine Übernachtung würde schwierig werden. Sie drückt uns noch Ute auf's Auge die auch eine Unterkunft sucht. Wir sind zu dritt! Eigentlich wollte ich doch alleine gehen! Wir gehen zur Information. Das Herbergsverzeichnis was wir dort bekommen arbeiten wir durch um eine Pension zu bekommen. Alles ist schon ausgebucht; wir versuchen es weiter. Ute erweist sich als Bereicherung da sie noch Schulspanisch kann; so klappt die Verständigung besser, Aber eine Unterkunft bekommen wir trotzdem nicht. Und als wir schon den Mut verlieren, steht auf einmal Antonio hinter uns.

Ein älterer kleiner ungepflegter Spanier zeigt uns mit gebrochenem Englisch wo wir es versuchen sollten. Und tatsächlich: 2 Zimmer für je 15 €! Ute nimmt das eine; Norbert und ich teilen uns das andere. Ein enges kleines sehr schlichtes Zimmer mit Brandlöchern in der Decke. Die Matratze durchgelegen. Aber ein Dach über den Kopf. Ich ziehe es vor in meinem Inlett zu schlafen. Abends gehen wir essen. Das Restaurant bietet für 12 € ein komplettes Menü mit einer Auswahl an Vorspeisen, Hauptgerichten und Wasser. Das Ambiente ist schön, aber es geht wie auf dem Bahnhof zu. Von allen Seiten kommt eine Bedienung angeflogen; zuerst ein Baguette, dann Servierten, Besteck. Der nächste nimmt unsere Bestellung entgegen.

Dauerregen erwartet uns

Wir stehen gegen 7:00 Uhr auf. Frisch machen, Sachen packen, die Strecke anschauen. Wir beschließen mit dem Taxi bis Uterga zu fahren und von dort loszugehen. In Uterga erwarte uns pünktlich zum Start Dauerregen. Wir stellen uns unter um uns „Regenfest“ zu machen. Mein Wanderfüher und Herbergsverzeichnis sind nicht mehr da! Ich muß sie im Zimmer liegen lassen haben. Typisch- so etwas passiert mir immer wieder. Ich bin in so etwas einfach zu vergesslich!

Ich denke darüber nach zurück zu fahren. Nur hier findet man keine Möglichkeit mit Bus oder Taxi zurück zu kommen. Nun bin ich also ohne jede Unterstützung für den weiteren Weg! Ich hatte vor ab heute den Weg alleine weiter zu gehen. Aber nun bin ich erstmal auf Ute und Norbert angewiesen. Ich muß also schauen in einer der nächsten Orte einen neuen Wanderführer zu bekommen. Solange bin ich erstmal auf die beiden angewiesen. Und das erweist sich zumindest für heute als gut! Es gießt in strömen und das wird sich auch bis Puente la Reina nicht mehr ändern. Schon nach kurzen Weg bin ich bis auf die Unterhose durchnässt. Meine Jack Wolfskin Sachen sind diesem Regen einfach nicht gewachsen.

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 Die Brückein Puene la Reina

Aber die Schuhe halten! Erstmal! Das letzte Stück vor Puente la Reina gibt dann meinen Schuhen den Rest. Das Wasser sammelt sich auf den schmalen Geröllwegen zu einem Fluß. Knöcheltief waten wir hindurch. Direkt am Ortseingang dann unsere Albergue im Keller des Hotels Jakue. Mit 8 € wie im Hotel, mit neuen Duschen, Sauna und sauberen 4 Bett Kabinen. Wir wechseln unsere Kleidung, hängen die nassen Sachen auf. Die Stiefel stellen wir später in die heiße Sauna zum trocknen. Erstmal duschen. An ein weitergehen ist heute nicht mehr zu denken.

Nachdem die Sachen erstmal versorgt sind, denken wir darüber nach, ob es sinnvoll ist, daß ich nach Pamplona zurück fahre um den Wanderführer zu holen. Taxi kommt nicht in Frage; das würde ca. 60 € kosten. Ich gehe also zur Rezeption des Hotels. Die Frau versteht etwas Englisch ist aber schon jetzt überfordert durch den Ansturm von durchnässten Pilgern. Ich fasse trotzdem all meinen Mut zusammen und frage ob sie in der Pension La Mantanesa anrufen könne, um zu fragen ob mein Guide Book dort noch läge. Nur erstmal die Telefonnummer ausfindig machen. Sie muß ins Branchenverzeichnis schauen. Hinter mir versammelt sich schon die nächste Traube triefender Pilger. Das Gesicht der Dame verfinstert sich immer mehr. Sie findet die Nummer zuvor frage ich noch nach einer Busverbindung. Sie gibt mir einen Zettel mit den Abfahrtszeiten. Sie telefoniert mit der älteren Dame der Pension. Doch ein Wanderführer soll dort nicht sein. Also muß ich die Dame an der Rezeption fragen, ob es in Puente la Reina einen Bookshop gibt, um einen neuen Führer zu besorgen. Auf einen Stadtplan zeigt sie mir auch diesen. ich ziehe ab und bespreche das weitere vorgehen mit Ute und Norbert. Ute meinte vielleicht hätte ich ihn ja in der Herberge in Pamplona liegen lassen, als ich mir den Stempel holte. Nicht ausgeschlossen. Also mit der Telefonnummer zur Rezeptionsdame. Als die mich sieht, verzieht sie das Gesicht zu einer ärgerlichen Grimasse. Ich frage sie doch tatsächlich ob ich dort anrufen könnte. Auch dazu ist sie noch bereit. Aber dort nimmt keiner ab. Meine Bitte es in einer ½ h noch einmal es probieren zu dürfen, lehnt sie kategorisch ab. Diese Dame ist auf! Von ihr kann ich keine Hilfe mehr erwarten.

Nachdem wir an der Bar im angeschlossenen Hotel ein Cafe Con Leche getrunken haben, kommt Ute auf die Idee, doch den Zettel des Herbergsverzeichnisses von Norbert zu kopieren. Dazu müßte ich allerdings die malträtierte Dame an der Rezeption fragen – unmöglich!

Ich muß auf ihre Ablösung warten. Die erscheint dann auch. Und ich kann dort tatsächlich Kopien anfertigen.

Später gehen wird in dem Ort noch essen. Wieder für 12 € gibt es ein Menü a la carte. Diesmal aber viel besser als in Pamplona. Und die Bedienung ist auch sehr nett.

Heute ist Waschtag

Wir brechen gegen 8:00 Uhr auf. In Puente la Reina nehmen wir wieder in einer Bäckerei ein kleines Frühstück zu uns. Teiggebäck und eine Cafe con Leche. Kurz vor Cirauqui beginnt wieder ein schmaler Feldweg. Wir haben zwar heute endlich Sonnenschein aber die letzten Regentage haben diesen Feldweg arg zugesetzt. Die Massen von Pilgern haben ihr übriges dazu beigetragen.

So wird das ganze zu einem braunen Höllentrip. Schlamm ohne Ende. So daß die Stiefel komplett darin versinken. Man muß höllisch aufpassen nicht auszurutschen.

Ich reinige die Stiefel an einen Brunnen. Eigentlich zwecklos, denn die nächste Matschstrecke kommt bestimmt. Eine Gruppe von Spaniern erklärt uns auch den weiteren Camino nicht zu gehen. Wir sollen die wenig befahrene Landstraße nehmen, was wir dann auch tun.

In Lorca beenden wir unsere heutige Etappe. Mir schmerzt das linke Knie und Ute bekommt die erste Blase. Der Weg bis hierhin führt nochmals über einen steilen Anstieg in das Dorf. In diesem kleinen Nest gibt es doch tatsächlich 2 Herbergen direkt gegen über. Wir entschließen uns für die Herberge von Juan Ramon. Dieser gibt mir sogar ein Einzelzimmer und seine Mutter wird heute Abend für uns kochen.

Heute ist Waschtag. Das gute Wetter muß man ausnutzen.

Juan Ramon bekommt von Ute die Info, daß ich heute Geburtstag habe. Es ist in Spanien wohl Brauch, das Geburtstagskind an den Ohrläppchen zu ziehen. Und schon werde ich von 3 Leuten an den selben gezupft. Und dann bekomme ich zur Feier des Tages eine Art Likör spendiert.

Die Mutter von Jose kocht abends für Peregrinos. Eine spanische Mahlzeit von einer Spanierin zubereitet! Und Jose gibt sich viel Mühe es so schon wie möglich zu machen. Es gibt wie schon in den Tagen zuvor bei den Menü's a la carte, einen Salatteller vorab, der sehr gut schmeckt. Kopfsalat, Tomaten, Spargel und Thunfisch in einer Essigsoße. Als Hauptgericht Spaghetti mit Filet vom Rind. Und immer dazu Baguettebrot. Dazu serviert Jose extra nach meinem Wunsch Rose und Wasser. Als Nachtisch Eis oder wahlweise verschiedene Früchte. Das ganze kostet uns 11 € inklusive Desayuno (Frühstück) was wir noch für morgenfrüh klarmachen. Bevor das Abendessen beginnt, sitze ich mit Ute noch mal in der Abendsonne vor der Albergue, Der Abend wird noch sehr lustig und wir tanzen mit Jose in seiner Bar Flamenco.

Auf in die Herberge

Nach dem Frühstück brechen wir gegen 8:00 Uhr auf Richtung Estella auf. Unsere heutige Etappe soll entweder bis Los Arcos oder Villamajor de Monjardin gehen. Das Wetter ist bewölkt, aber es bleibt den ganzen Tag trocken und wir bleiben von einer weiteren Schlammhölle verschont. Der Weg ist hügelig mit kurzen steilen Anstiegen. Der Abstieg macht meinem linken Knie sehr zu schaffen. Die Pausen die wir einlegen geben nur kurze Entlastung. Kurz vor Estella gehen wir noch einen leichten Anstieg über einen Feldweg. Auf diesem Teilstück stink es erbärmlich! Man kann kaum atmen.

Estella ist eine sehr schöne Stadt, die wir uns näher anschauen. Viele schöne enge Gassen. Ich kaufe hier mehrere Telefonkarten. Unsere heutige Etappe hat landschaftlich viel zu bieten. Blumen an den Wegrändern, sanfte Hügel, Kirchen......

Wir wollen in Villmajor bleiben, in der Albergue die von Holländern betrieben wird und von unserem Schmidtkeführer empfohlen wird. Die Herbergseltern leisten ihre Arbeit gemeinnützig und sind für einige Wochen oder Monate dort und werden dann von Landsleuten abgelöst. Wir bekommen leider keinen Platz dort, da sich eine Tagungsgruppe angekündigt hat. Aber an ein weitergehen ist nicht zu denken. Es wären noch mindestens 3h Fußmarsch und es ist schon16:00 Uhr durch und die Knie schmerzen. Wir bestellen ein Taxi und fahren nach Los Arcos. Hier geraten wir wieder in den Pilgerstrom. Alles ist belegt. Die städt. Herberge ist ein großer Schlafsaal mit 32 Betten. Nach Jose sind wir zu sehr verwöhnt. Wir bekommen ein Tipp für eine weitere Albergue. Eine umgebaute Garage mit 2 Etagenbetten und mehreren Liegen. Die sanitären Einrichtrungen sind wirklich schlecht. Aus unserer Bleibe wird kurzerhand ein 7 Bettzimmer. Hier kommt man sich vor wie ein Stück Vieh im Stall. So müssen sich wohl Maria und Josef gefühlt haben. Aber es kostet auch nur 7 €.

Wir gehen in den Ort um vor der Pilgermesse noch etwas zu essen. Doch aufgrund der Pilgermassen ist alles überfüllt. Einen Tisch bekommen wir nicht mehr. Wir trinken etwas und gehen um 19:30 Uhr in die Kirche. Kirche? Eher ein Dom mit viel Goldüberzug und einem überragenden Altar. Die Kirche ist nur zur Hälfte gefüllt und wir bekommen die Vormesse mit. Jeder von uns kehrt in sich und bei seinen eigenen Gedanken. Nach der folgenden Pilgermesse holt der Padre alle Pilger nach vorne und wir bekommen den Pilgersegen und den offiziellen Caminogebetsspruch. Diese Messe mit all denen Pilgern, die nun die Kirche gefüllt haben und dieser einzigartigen Atmosphäre, ist etwas ganz besonderes. Das Licht in dieser Kathedrale, der Chor, die Menschen....alles. Aber der beste Moment ist das abschließende Mahl vor dem Kreuzgang der Kirche für die Pilger. Eine Tafel mit verschiedensten kleinen Häppchen, Weißbrot, Wein und Wasser, zubereitet von der Bevölkerung. Fremde Menschen die uns nicht kennen, wünschen uns so Glück und Kraft auf unserer Pilgerfahrt.

Wir brauchten also gar nichts zuvor essen. Es fügt sich halt wieder!

Der Pilgerschach

Wir beschließen unsere Taktik für die Herbergsplanung zu ändern. Wir nehmen von nun an auch an dem Pilgerschach teil. Immer einen Schritt voraus sein. Die Pilgermanie beginnt heute schon um 6:00 Uhr, da alle so schnell wie möglich auf der „Pilgerralley“ sein wollen. Wir gehen erst in Ruhe im Ort frühstücken und versuchen dort unser auserwähltes Hostel telefonisch zu erreichen und 2 Zimmer zu reservieren, ein DZ und ein Einzelzimmer. Es ist niemand zu erreichen. Aber um 10:00 Uhr können wir es wieder versuchen. Wir brechen also auf und wollen heute bis nach Viana kommen. Eine etwa 20 km lange Strecke. Es läuft sich gut an. Es ist stark bewölkt und bis auf einen kurzen Schauer wird das für den heutigen Tag auch so bleiben. Die Temperaturen sind so früh noch frisch. Es ist ein wunderschön langgezogener Weg ins Tal nach Sansol.

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Auf geht's Richtung Sansol

Hügel, Weizenfelder die wie Teppiche aussehen und vor sich auf einen Hügel thronend der Ort Sansol. Wie in einem Märchenbuch. Die Wolken tauchen das ganze in ein besonderes Licht.

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 Getreideteppich in einem tollen Licht

In Sansol machen wir eine Pause und ich stelle die erste Blase fest. Sie wird aufgestochen und mit Pflaster verarztet und der Schuh fester geschnürt. Der weitere weg nach Viana fordert mir alles ab. Es geht in Täler rein und raus mit Gefällen bis zu 10 %. Beide Knie schmerzen immer mehr.

In Sansol erreichen wir jemand telefonisch im Hostel und machen die Übernachtung klar.

Die Füße sind absolut platt und die Knie schmerzen. Wir schleppen uns noch durch Viana und erreichen unser Hostel. Die Pension ist ihre 28 € für das DZ wert. Erstmals ein Zimmer mit eigenen Bad und abschließbar.

Abends gehen wir noch essen. Das einzige Lokal was gegen 20:00 Uhr schon geöffnet hat ist völlig besetzt. Der Wirt stellt kurzerhand noch einen Tisch wo Platz ist dazu und wir können sitzen. Wieder ein 12 € Menü mit Paela als Vorspeise.

Allerdings mit Muscheln und ganzen Krabben. Nichts für mich, aber der Reis schmeckt. Und nach so einem Tag ist das schon etwas sehr wichtiges. Das Brathähnchen ist nicht wirklich genießbar. Als Nachtisch einen Joghurt. Zum trinken gibt es im Preis Tinto (Rotwein). Und da Freitag ist kostet das ganze nur noch 9 €. Wir sind alle kaputt und gehen in unsere Pension.

13 km Walk

Heute wollen wir etwas länger liegen bleiben, da wir zuerst den Bus nach Logrono nehmen wollen, um von dort die 13km nach Navarette zu gehen. Ute wird die heutige Etappe auslassen. Der gestrige Tag hat ihren Knien zu sehr zugesetzt.

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Ute wird den Bus bis nach Navarette nehmen. Norbert und ich werden die Strecke zu Fuß gehen.

Auf den Weg heraus aus der Stadt zieht immer mehr Bewölkung auf. Es sieht plötzlich düster aus. Wind kommt auf und beginnt zu regnen. Ich ziehe meine Regensachen auf. Aber der Wind zerrt an den Müllsack über meinem Rucksack. Es hört auf zu regnen, will den Müllsack aber noch nicht abtun. Es sieht nach weiteren Regen aus. Aber es dauert nicht lange und der Wind weht den Müllsack ab. Mir ist das nun egal. Ich verstaue den Müllsack wieder in den Rucksack und beschließe gegen das Wetter „anzugehen“.

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 Die Strecke aus Logono heraus

Von nun an fliege ich über den Berganstieg von ca. 10 km. Selbst Norbert, der sonst uns allen überlegen ist, kann nicht mithalten. Ich gebe alles, bin ca. 15 Minuten vor ihm.

Den Kamikazeflug den ich hinlege, werde ich bitter bezahlen. Am ersten Abstieg drehe ich mich um, um nach Norbert zu sehen, sehe ihn nicht und drehe mich wieder nach vorn um weiter zugehen. Nichts geht mehr! Höllische Schmerzen plötzlich im linken Knie. Die letzten 3-4 km schleife ich das Bein bis nach Navarette hinter mehr. Eine Unterkunft hat Ute für uns nicht bekommen. Die Pilgermassen. Ich kann keinen Schritt mehr gehen. Ute und Norbert machen sich auf den Weg, um in einer privaten Albergue was zu bekommen. Sie haben Erfolg! 3 Betten sind noch in einem 12-Bett Zimmer frei. Aber es ist sauber und wirklich nett. Und ...ich kann endlich wieder mal wieder heiß duschen.

Wir wollen in die Kirche gehen. Es soll auch hier eine Pilgermesse geben.

Eine Messe findet aber nicht statt. Aber dafür erklingt eine wunderschöne Chormusik aus den Lautsprechern. Ich bin so erschlagen, daß ich immer wieder einnicke. Nach ca. 1 h beschließen wir essen zugehen.

Wir feiern den Abend mit 2 Flaschen Tinto.

Die Nacht wird grauenvoll, da wir 2 große Schnarcher im Zimmer haben.

Laufen geht aufs Knie

Wir stehen um 7:00 Uhr auf. Frühstück gibt es noch in der Albergue. Cafe Con Leche, Zwieback, Saft und Marmelade.

Die heutige Wegstrecke beträgt 23km und führt bis Azofra. Der Weg bringt landschaftlich nichts besonderes. Es geht lange an einer viel befahren Straße auf einen breiten neu gebauten Feldweg entlang.

Die letzten 3-4 km sind wieder eine Qual für mich. Das Knie schmerzt. Ich darf nicht anhalten, dann geht gar nichts mehr. Ute gibt mir einen ihrer Stöcke. Norbert bietet mir wieder mal Sschmerzmittel an. Ich lehne ab; ich will ohne durchhalten.

Morgen werde ich mir Stöcke besorgen. Ohne geht es einfach nicht mehr.

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Nach Azofra

In Azofra entdecken wir zufällig eine private Herberge „La Fuente“, wo wir ruhige 2-Bettzimmer bekommen können. Endlich mal wieder eine Nacht ruhig schlafen können. Besser als die städt. Herberge ohne Warmwasser und in alten Gemäuern. Ein bärtiger Mann öffnet uns die Tür. Er spricht zunächst kein Wort. Ute beginnt sofort in Spanisch nach einem Bett zu fragen. Der Mann antwortet auf bestem kölsch, wir sollten doch erstmal reinkommen. Er heißt Roland und ihm gehört die Albergue. Er hat sie vor ca. 7 Jahren ´gekauft und nach vielen Camino's die er gegangen ist, hat er sich hier nieder gelassen. Alles was es hier gibt, Übernachtung, Frühstück und Wein ist alles auf Spendenbasis. Jeder gibt das was er meint, das es ihm wert sei. Dafür entscheidet Roland an der Tür ob er die Pilger aufnimmt oder nicht. Da waren wohl schon einige komische Typen an der Tür, wie ein junger Mann mit Gettobluster auf der Schulter, der sich doch erstmal die Zimmer anschauen wollte. Er bekam hier keine Unterkunft. Wie gut, das wir diesmal auf eine Besichtigung vorab verzichtet haben.

Um 18:000 Uhr sollen sich alle Pilger in der Küche einfinden. Roland gibt dann eine Einführung, über den weiteren Weg, nützliche Tipps und eine Menge Wein. Wir haben noch den Nachmittag Zeit und setzen uns auf den Marktplatz direkt vor der Albergue und trinken erstmal wieder Cafe con Leche. Unsere Wäsche wird derweil von Jutta seine Partnerin sogar für uns in einer Waschmaschine gewaschen.

Das Zusammensein mit Roland und den anderen Pilgern wird lustig und süffig. Wir können soviel Wein trinken wie wir wollen. Wein gehört in Spanien wie das Wasser einfach dazu.

Später gehen wir drei im Restaurant gegenüber essen. Für mich wird klar das es nun Zeit ist mich von den anderen beiden zu trennen. Ich erzähle Norbert und Ute von meinem Entschluss, nun alleine weiter zugehen. Beiden sage ich noch mal wie wertvoll sie mir in diesen Tagen waren und wie sehr sie mir ans Herzen gewachsen sind. Aber sie wissen auch, das meine Entscheidung richtig ist, da ich nicht soviel Zeit habe wie sie. Norbert und Ute wollen noch eine zeitlang zusammen weiter gehen.

Die Nacht wird ruhig und entspannt. Morgens sitzen wir wieder alle zusammen in der Küche und bekommen eigens von Roland das Frühstück serviert mit Cafe Con Leche bis zum Abwinken.

Von Azofra nach Redecilla del Camino

Es geht von Azofra nach Redecilla del Camino, etwa 24 km.

Die Strecke bis nach Santo Domingo de la Calzada gehe ich ganz allein. Kaum ein Pilger unterwegs. Roland hat mir erstmal mit einem Stock von einer ehemaligen Küchengardine weitergeholfen.

In Santo Domingo de la Calzada stoße ich wieder auf Norbert und Ute. Es ist klar das man auf dem Camino sich immer wieder über den Weg laufen würde, schließlich haben wir alle das gleiche Ziel.

In Santo Domingo de la Calzada besuchen wir die Kathedrale im Ort. Mit verschiedenen Kapellen und Kreuzgängen; eher eine Art Museum. Ich kaufe dort 2 Postkarten. Ich hatte überhaupt nicht vor, überhaupt welche zu schreiben; aber irgendwie überkam mich der Entschluss hier in dieser Kathedrale es doch zu tun.

Eigentlich sollte in Granon heute Schluss sein. Aber in dem Nest gab es nur eine öffentliche Albergue mit einem Matratzenlager.

Die Pension im Ort nimmt Wucherpreise mit 50 € für ein Dreibettzimmer. Die Tipps von Roland einfach in den Kneipen nach geeigneten Übernachtungsmöglichkeiten zu fragen zünden nicht so recht. Die Nachfrage in einer Kneipe bleibt fruchtlos.

Wir gehen weiter bis Redecilla del Camino. Es ist schon spät und die Füße tun weh. Aber die Sonne scheint und der Weg dorthin ist landschaftlich wunderbar. Ich hole mir den ersten leichten Sonnenbrand und eine weitere Blase. Die Herberge bietet 10-Bett Zimmer mit Internet und Waschmöglichkeiten. Auch diese Albergue bietet alles au Spendenbasis an.

Ein langer Berganstieg

Abmarsch heute 08:00 Uhr. Frühstück wieder mit Cafe Con Leche in einem richtigen Fernfahrer Restaurant in Castilo delgado. Heute soll es nur bis ins 12km entfernte Belorado gehen, da die morgige Etappe sehr schwer wird mit einem langen Berganstieg auf ca. 1100m und 30km lang.

In Belorado werde ich auf jedenfall versuchen mir ein Hotel oder Pensionszimmer zu nehmen.

Muß endlich wieder mal ausschlafen und in Ruhe meine Sachen mal waschen können.

Eigentlich wollte ich die heutige Etappe weiter allein gehen, aber irgendwie entwickelt sich wieder ein gutes und intensives Gespräch mit Ute.

Ich fühle mich mehr und mehr mit dem Camino verbunden. Ich gehe ihn mit seinen Qualen und schönen Momenten und akzeptiere ihn so wie er für mich ist. Er hat einfach seine eigene Magie!

Es ist nicht das „Große“ was es zu entdecken gibt; Probleme werden hier nicht gelöst. Es ist hier wie im richtigen Leben mit all deinen Ängsten und Sorgen nur in komprimierter Form. Hier gibt es nur diesen Weg. Man wird nicht von den alltäglichen Dingen abgelenkt.

Wir gehen Richtung Belorado und entdecke plötzlich an einem Seitenweg der von der Hauptstraße

wegführt einen Briefkasten. Bis dahin war ich mit Ute tief in einem Gespräch. Wir machen auf der Parkbank direkt unter dem Briefkasten eine Rast. Erst jetzt bemerken wir, das wir die ganze Zeit nicht mehr auf die Wegmarkierung mehr geachtet haben.

Manche Dinge haben wohl eine gewisse „Vorlaufzeit“. Hätte ich die Karten gestern nicht gekauft, hätten wir uns wohl tüchtig verlaufen, indem wir geradeaus marschiert wären. Alles hat hier seinen Sinn!

In Belorado treffen wir auf einen abgemagerten Hund, der völlig verängstigt ist. Wir werfen ihm Croissant Stücke hin die er ganz zögerlich und immer schauend das wir ihn nicht zu nahe kommen frisst sowie etwas Wasser.

In Belorado finde ich ein gemütliches Zimmer in einem Landhaus für 48 €.

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Blick aus dem Zimmer

So etwas habe ich bisher auf dem Camino noch nicht gesehen und ist ganz anders als meine bisherigen Unterkünfte.

Abends sitzen wir auf dem Marktplatz. Ein Spanier mit Hund ist auch dort. Der Hund ist völlig verspielt und hört so gar nicht auf sein Herrchen. Er ist 2 Monate alt und hört auf den schönen Namen Almar, was auf deutsch die Seele heißt. Zuerst tollen wir mit dem Hund herum und so entsteht auch der Kontakt zum Spanier. Trotz das ich nur ein paar brocken Spanisch kann, verstehe ich was der alte Herr erzählt ganz gut.

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Nach dem Frühstück will ich den Bus nach Villafranca nehmen, um von dort zu Fuß loszugehen.

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Es soll eine schwere Etappe werden. 30Km von Beloardo bis Ages. Es sind dann von Villafranca bis nach Ages dann doch nur noch ca. 16km was mich ein wenig enttäuscht, da ich doch ganz gerne heute mehr gelaufen wäre. Vor der Bushaltestelle sehen wir eine ältere Dame mit einem stark verkürzten linken Bein an uns vorbeigehen. Sie trägt ein Schuh mit sehr großer Sohle zum Ausgleich. Sie tut mir leid und ich sehe sie an. Sie spricht uns an, wir sollten uns im Busdepot vorher ein Fahrkarte besorgen ohne die wir den Bus nicht nehmen könnten, da im Bus keine Fahrkarten zu kaufen sind. Ich sehe das Busdepot zuerst nicht. Trotz ihrer großen Behinderung zeigt sie uns den weg dorthin.

Ab Villafranca gehe ich den Weg wieder für mich allein und höre Musik.

Der Anstieg zieht sich bis San Juan de Ortega. In der Kirche liegt der zweite wichtige Mensch für den Jakobsweg begraben. Er soll viel für die Entstehung des Caminos getan haben.

In der anliegenden Kneipe mache ich eine rast und trinke eine Cola sowie ein Cafe Con Leche.

Die letzten 2-3 km von San Juan de Ortega bis nach Ages sind einfach nur schön. Ages liegt im Tal und sieht vom Berg märchenhaft in der Sonne aus. Von hier an verspüre ich plötzlich keine Schmerzen mehr im Knie und in den Schultern. Es ist einfach erhabend den Weg oben vom Berg runter bis nach Ages zu gehen.

Abends treffe ich wieder die Kölnerin und ihre Schweizer Gruppe. Es wird ein netter Abend.

Felder und Steine

Heute geht es nach Burgos. Der Weg ist gesäumt von Feldern und mit Steinen übersäht. Wie kann hier Ackerbau betrieben werden? Und hier treffe ich einen besonderen Ort. Anders als die vielen Steintürme die von den Pilgern immer wieder am Wegesrand gebaut werden ist hier begonnen worden eine Steinspirale zu bauen. Hier ist nun endlich mein Punkt, wo ich einen Stein legen werde.

Die letzten Kilometer nach Burgos sind nicht schön. Viel Industrie, staubige Asphaltstraßen mit extrem viel Lastwagenverkehr. Ich nehme den Bus nach Burgos rein. Das Zentrum von Burgos ist sehr schön. Ich habe vor, einen Tag länger in Burgos zu bleiben.

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Mir kommen Zweifel ob es sinnvoll ist einen Tag länger in Burgos zu bleiben. Ich finde es Zeitverschwendung hier länger zu bleiben - ich will doch wandern! Also entschließe ich mich morgen weiter zu gehen.

Burgus

Auf dem Weg raus aus der Stadt zieht ein junger Spanier an mir vorbei.

Er sagt etwas zu mir was ich zuerst nicht verstehe, dann erkenne ich was er meinte:

„Es ist ein guter Tag um zu gehen! Das passt! Ich hatte mich ja entschlossen nicht ein Tag länger in Burgos zu bleiben.

Unterwegs treffe ich 2 Frauen, eine davon begann ihre Reise in Burgos und hat nur ein Woche Zeit. Im weiteren Verlauf begegnet mir ein Lehrer aus Koblenz. Er unterrichtet an einer Sonderschule. Ich frage ich ob er lieber alleine gehen möchte. Er verneint dies. Im verlaufe des Gesprächs höre ich von ihm einen guten Spruch bezogen auf seine Schüler der mir irgendwie haften bleibt: irgendwann erkennt man das in einem Fingerhut weniger passt als in einem Eimer....

In Hontillas del Camino schaue ich mir die Albergue an. Die Pilger vor mir kommen rückwärts wieder heraus. Ich wage trotzdem ein Blick hinein. Die ersten beiden Räume sind voll. Weiteres erspare ich mir. Sie sieht sehr ungemütlich aus.

Ich treffe überraschend Norbert und auch Ute wieder. Mein Gang war bisher doch recht langsam.

Aber bei Norbert läuft es heute nicht rund wie er sagt und Ute zollt ihren Husarenritt von gestern Tribut. Sie hat arge Knieprobleme.

In San Bol entschließe ich mich das im Herbergsverzeichnis beschriebene Aussteiger Refugio mir näher anzuschauen. Von außen schon als Aussteiger Albergue zu erkenne. Die Peace Fahne ist früh zu erkennen. Ein Kuppelbau direkt am Fluß gelegen und völlig in der Pampas.

Ich stehe in der Tür und ein Mann empfängt mich. Er fragt mich auf Englisch woher ich komme.

Ich antworte aus Germany. Und im besten deutsch bittet mich Bernd aus Braunschweig herein.

Er fragt ob ich ein Bett wolle. Irgendwie entscheide ich mich in dem Moment dagegen, möchte aber ein bisschen von der Atmosphäre mitbekommen und möchte nur ein Kaffee. Später bekomme ich auch noch unaufgefordert Spaghetti serviert. Ich ziehe später meines Weges.

In Hontanas soll meine heutige Etappe enden.

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Hontanas ist nur über feldwege zu erreichen

Ich treffe Ute und Norbert dort wieder. Auch die Kölnerin und ihr Schweizer Anhang begrüßen mich schon. Sie sind immer sehr frühzeitig auf den Beinen. Ich sitze eine Weile mit den Schweizern und der Kölnerin zusammen, später geselle ich mich zu Norbert und Ute.

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Christina, eine weitere Pilgerin, erzählt von den Behinderten unterwegs, der mich ebenfalls stark beeindruckt hat. Trotz seiner großen Behinderung quält er sich wankend den Camino entlang, aber er hatte ein freundliches Lächeln parat. Das ist eine wirkliche Leistung. Da sind meine Schmerzen im Knie und Blasen nichts dagegen! Christina und Lisa gaben ihm Wasser, da er nichts mehr hatte.

10km bis nach Castrojeritz

Heute werden es nur 10km bis nach Castrojeritz. Ich laufe mir trotzdem eine neue Blase an der Ferse. Blasen sind jetzt bei vielen das Problem nach etwa 2 Wochen. Manche haben solche offene Füße das sie sich in ärztlicher Behandlung begeben müssen. Manche Füße bestehen eigentlich nur noch aus Pflaster und jeder hat so seine Art und Weise sie unter Kontrolle zu halten.

Die heutige Albergue wird von Marc aus Barcelona betreut. Als ich ankomme sind auch Ute, Norbert und Lisa schon dort. Die Herberge ist noch geschlossen und aus dem offenen Fenster ertönt Bluesmusik. Wir sitzen alle auf dem Bürgersteig und hören der Musik zu. Irgendwie hat die Atmosphäre was.

Heute sollte es wieder nur über 10km gehen.

Der Österreicher der schon Lisa genervt hatte, schnarcht so penetrant das an einem richtigen Schlaf nicht zu denken ist. Zumal er mit seinem Schlafsack der sich wie Papier anhört einen zusätzlichen Lärm verursachte. Heute Morgen war dann auch gegen 06.00 Uhr die Nacht vorbei da der Österreicher mit Stiefeln permanent durch das Zimmer lief, dessen Boden aus Holzpanelen besteht. Zu guter letzt meint er auch noch seinen Rucksack im Zimmer komplett neu ordnen zu müssen. Gestern in der Bar macht er ein Spektakel, weil er einen Wein nicht bezahlen wollte. Er kann kein Wort spanisch und text Antonio den Barkeeper auf Deutsch so zu, dass dieser zum Schluß völlig genervt ist.

Der Weg hinter Castrojeritz zum steilen Berganstieg ist atemberaubend; es ist stark bewölkt und extrem windig; der Wind fegt über die Getreidefelder; es sieht aus wie ein flauschiger Teppich der sich hin und herbewegt. Der Blick vom Berg hinunter auf Castrojeritz ist grandios. Der steile Abstieg dagegen lässt meine Knie wieder empfindlich schmerzen.

Es beginnt zu regnen. Das Regencape tut doch noch mal seinen Dienst.

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Ich sehe die Pilger wie an einer Perlenschnur gezogen entlang des Weges stehen; sie tun, nachdem es begonnen hat zu regen, alle in diesem Moment das gleiche. Wie auf Kommando holen alle ihr Regenzeug heraus und verharren in der Bewegung. Ein schöner Anblick.

Vor Itero de la Vega sehe ich wieder den Behinderten sitzen, wie hat er es bloß geschafft vor mir hier zu sein?

Die private Albergue in Boadilla ist voll und die städt. Herberge ein enger Raum mit engstehenden Betten. Ich möchte aber heute ein eigenes Zimmer um mal wieder ruhig schlafen zu können. Daher entschließe ich mich weiter bis nach Fromista zu gehen und reserviere vorher ein Zimmer. Denn weiter als die dann 25km werde ich heute sicher nicht mehr schaffen.

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In Fromista angekommen sind meine Füße platt und fühlen sich wie Pudding an.

Ich laufe mir am linken kleinen Zeh eine weitere Blase die mir im weiteren Verlauf des camino’s noch größere Schwierigkeiten bereiten wird, da sich darunter immer wieder neue Blasen bilden. Die offene Stelle am Fußrücken wird auch immer schlimmer und sieht entzündet aus.

Da ich einfach zu schnell bin auf meinem Camino und mein Zielort schon in naher Reichweite ist, überlege ich an diesem Ort eine Nacht dranzuhängen.

Die Zugfahrt

Ich entschließe mich weiter zu gehen entweder bis Villocazar oder weiter bis Carrion de los Condes. Wenn es klappt werde ich meine Wanderung bis Sahagun fortsetzen und von dort mit dem Zug bis nach Bilbao fahren.

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Auf dem Weg nach Villacazar lerne ich an einer Rastmöglichkeit Henriette aus Holland kennen. Wir gehen das Stück bis in den Ort gemeinsam. Sie Coached Account Manager. Sie beherrscht Spanisch, Französisch, Englisch und Deutsch.

Sie redet in Englisch mit mir und ich antworte auf deutsch, da so die Verständigung für uns beide am besten klappt.

In Villacazar treffe ich Lisa wieder. Ich nehme mir ein schönes Zimmer mit Badewanne direkt gegenüber der Albergue. Ich versorge meine Blasen und die offene Stelle am Fußrücken.

Das Guggenheim Museum

Das Frühstück sollte nach Absprache mit Hoteldame um 07:30 Uhr stattfinden. Ich finde allerdings alles verschlossen vor. Eines der Mädels, finde ich dann in der Küche hinter dem Tisch auf einer Matratze schlafend vor. Sie ist sauer und gibt mir zu verstehen, das Frühstück immer erst um 08.00 Uhr stattfindet.

Meine Füße sehen weiterhin schlecht aus. Ich habe sie vorher für den heutigen Tag nochmals präpariert. Lisa und ich beschließen die 6km nach Carrion de los Condes gemeinsam zu gehen. Sie gibt mir zu bedenken, das der Zug von Sahagun nach Bilbao vielleicht nicht täglich fährt.

In Carrion de los Condes begleitet sie mich zur Information und hilft mir die Busverbindung heraus zu finden und das ich ein Ticket bekomme. Der Bus fährt, wie von mir vermutet, um 11:15 Uhr; wir haben noch eine 1/2h und trinken einen Cafe Con Leche zusammen in der Bar wo der Bus halten wird und ich das Ticket erstand.

Ich verbringe noch 3 Tage in Bilbao und lasse mich dort durch die Stadt treiben.

Das Guggenheim Museum bringt mich in die Gegenwart zurück. Nach soviel Ruhe und Natur, nun die Moderne. Was für ein Gegensatz!

Ich unternehme noch eine letzte Wanderung von ca. 17 km von Portogalete an der Küste gelegen zurück nach Bilbao; entlang an üblen Vororten mit Schwerindustrie, zerfallenen Fabriken und Wohnblöcken. Aber ich kann wandern und 2 Wochen Camino entwickelt bei einem einen gewissen Zwang dies zu tun.

Im Rio de Bilbao der sich im Halbbogen um die Stadt legre, werfe ich meinen Stock in den Fluß.

Mein Camino ist damit endgültig beendet!

In Bilbao endet meine Reise nach über 250 gewanderten Kilometern. Ich nehme den Flieger nach Köln-Bonn und von dort geht es weiter mit der Bahn nach Münster…..

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